Muss sich ein Psychotherapeut die gleichen Geschichten immer wieder anhören?

Viele Menschen glauben, dass ein Therapeut fast jede Geschichte schon einmal gehört hat und diese nichts Interessantes oder Wichtiges mehr für ihn sind. In diesem Artikel geht es darum, wie viel Wahrheit in dieser Aussage steckt oder eben nicht.

Ähnliche Muster

Zuerst muss gesagt sein, dass es tatsächlich Ähnlichkeiten gibt. Dies ist auch nicht verwunderlich, schließlich passieren bestimmte Dinge immer wieder. Beispielsweise werden immer wieder Menschen Gewalt ausgesetzt, was zu einer Art Trauma führen kann. Tatsächlich ist es sogar für einen Psychologen notwendig, dass er die verschiedenen Dinge, welche zu psychischen Problemen führen können, kennt. Ansonsten wüsste er nämlich auch nicht, wie er in diesem und jenem Fall zu handeln hat, und es wäre sehr schwer, überhaupt Erfolg bei einer Psychotherapie zu haben. Somit stimmt es in dieser Hinsicht, dass einige Themen im psychologischen Bereich immer wieder angesprochen werden und das man von Patienten häufig Dinge hört, welche mit anderen Fällen Ähnlichkeiten aufweisen.

Ohr an der Wand wie bei der Therapie

Im Detail ist alles anders

Jedoch stimmt es überhaupt nicht, dass ein Psychotherapeut sich von seinen Patienten immer wieder die gleichen Geschichten anhören lassen muss. Denn, auch wenn das Problem eines neuen Patienten häufig Ähnlichkeit zu anderen Fällen aufweist, im Detail sind alle Probleme letztendlich doch unterschiedlich. Wenn man beispielsweise von einem psychischen Problem, welches durch ein Gewalterlebnis ausgelöst wird, ausgeht, dann ist die eigentliche Situation dennoch im Detail ganz anders. Bereits kleine Unterschiede können für den Psychotherapeuten einen sehr großen Unterschied machen. Aus diesem Grund ist es auch wichtig, dass ein Patient bei einer Psychotherapie dem Therapeuten alles erzählt, denn die Details sind für einen Therapeuten immer wichtig. Und uninteressant ist keine Geschichte für einen Psychotherapeuten, und niemand muss Angst haben, seinen Therapeuten zu langweilen, wenn er zu viel ins Detail geht: Genau das braucht ein Therapeut ja für seine Arbeit, ansonsten kann er nicht helfen. Und interessant sind die Geschichten alleine schon aus dem Grund, dass man an jeder neuen Geschichte eines Patienten etwas Neues herausfinden kann, was einem in späteren Fällen und allgemein im Beruf weiterhilft.

Jeder Mensch ist anders

Und, selbst wenn die Geschichte eines Menschen genau die gleiche wie die eines anderen wäre: Letztendlich geht jeder Mensch anders mit dieser Geschichte um bzw. diese Geschichte hat andere Folgen für ihn. Während manche Menschen einzelne Geschehnisse sehr gut überwinden, haben andere Menschen aus bestimmten Gründen wesentlich mehr Probleme mit diesen. Häufig spielen dann auch noch andere Geschichten aus der Vergangenheit eine Rolle, welche für die Geschichte, die eigentlich das Thema ist, wichtig sind.

Fazit

Sie erkennen also: Ein Psychotherapeut hört manchmal Geschichten, die mit anderen Geschichten Schnittpunkte aufweisen und diesen ähneln. Der Umgang einzelner Menschen mit dieser Geschichte und die Geschichten im Detail sind jedoch immer unterschiedlich. Und jede Geschichte ist für den Psychotherapeuten wichtig und nie langweilig, weil ein Therapeut seinen Patienten immer helfen möchte und sich auch in seinem Beruf weiterbilden will, um anderen Menschen später mehr zu helfen. Möglichst viele und möglichst detailreiche Geschichten sind also etwas Positives für einen Therapeuten und nichts Negatives.

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